Haiko Lietz hält den ersten Vortrag des Tages zum Thema Social Network Analysis.
Wichtig ist ihm die Unterscheidung von Umfrageforschung und Netzwerkanalyse, da die Umfrageforschung blind für Strukturen ist, die Netzwerkanalyse aber aber get davon aus: das Gesamte ist mehr als Summe der Einzelteile.

Das Problem beim Datamining sei aber, dass das Instrument nur dann sinnvolle Ergebnisse liefert, wenn man weiß, wonach man sucht. Aber wie z.B. identifiziert man Terroristenzellen? Sind sie zentral? Bilden sie Cluster? Die Suche ohne scharfes Profil führt schnell zu false negatives und false positives – also zu Menschen, die grundlos verdächtigt werden, oder man findet eben nicht die „wahren“ Verdächtigen / Täter. Ein Beispiel dafür sind die Untersuchungen von Valdis Krebs, der Terroristennetzwerke analysiert hat. (Zu finden hier.)
Ein weiteres Beispiel ist die Analyse der Verflechtungen in der österreichischen Wirtschaft, die das Forschungsinstitut FAS erstellt hat (PDF).
Haikos bisher aufwändigste Recherche: Für Greenpeace hat er die Lobbyverknüpfungen untersucht, die bei der Debatte um REACH (Registration, Evaluation, and Authorisation of Chemicals), einer EU-Chemierichtlinie, eine Rolle spielte. Ergebnis: Er hat Akteure mit Interessenkonflikten identifiziert, bei denen es vorher nicht klar war, dass diese Konflikte bestehen. Auch sei ein sehr enger Prozess der Zusammenarbeit zwischen der EU-Kommission und der Industrie sichtbar geworden. (Ein Report von Greenpeace zu REACH ist hier zu finden, aber die Ergebnisse von Haikos Untersuchung sind noch nicht eingeflossen.)
Einwurf aus dem Publikum: Alle diese Infos sind bereits …
Haiko Lietz: Für einen, der in der Diskussion drin steckt, ist das bekannt. Aber: Man kann sich ein Bild davon machen, wie Netzwerke aufgebaut sind, wenn man nicht vor Ort ist. Außerdem sollte es einfach viel häufiger gemacht werden, damit diee Verknüpfungen offensichtlich werden.
Anmerkung von Manfred Redelfs (Greenpeace, auch Autor dieses Blogs): Es ist immer gut, Verknüpfungen zu analysieren und belastbar zu machen, statt immer nur anekdotisch berichten zu können.
Haiko: Selbstverständlich kann man derartige Infos auch zur Karriereplanung nutzen, oder Unternehmen können damit ihren Informationsfluss verbessern und zielgerichteter Infos lancieren.
Ergänzung folgt noch, ebenso Haikos Folien, die er zur Verfügung stellen wird.

2 Comments

  1. Eine interessante weitere Anwendung von SNA ist die Website von Greenpeace USA namens http://www.exxonsecrets.org/, mit der nachgewiesen wird, wie viele der immer wieder öffentlich als „Wissenschaftler“ in Erscheinung tretenden Klimaskeptiker tatsächlich Geld von ExxonMobil beziehen (z.T. über Stiftungen). Sehr interessant zum Einordnen von Äußerungen wie der vom Competitive Enterprise Institute zum Thema CO2: We call it life! Siehe die unsäglichen Fernsehspots von der anderen Seite der Verdummungsgrenze unter http://streams.cei.org/.

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