Jens Liebchen und Patrick Hof von Redteam-Pentesting haben die Folien ihres hervorragenden Vortrages auf der Jahreskonferenz des netzwerk recherche 2010 auf der Publikationsseite von Redteam-Pentesting zum freien Download veröffentlicht:
„Un(der)cover – Von der Online-Recherche hin zur gezielten Generierung neuer Informationsflüsse„
(PDF, 42 S., 3.787 KB)
Blog
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Folien „Un(der)cover“ online – Journalismus & Recherche
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CAR-Tagung in HH: Google für Experten – Henk van Ess – Journalismus & Recherche
Henk van Ess vom Search Bistro, bekannt für seine Geschichte zu Googles „geheimem Suchlabor“, zeigt Beispiele dafür, wie man mit Google in der Tiefe recherchiert.
Henk erklärt zuerst, wie man mit Google Notebook vollständige Webseiten speichern kann. Frage aus dem Publikum: wird das auf dem eigenen Rechner gespeichert oder bei Google? Henk: bei Google – was Nach- und Vorteile hat: Nachteil: (fehlender) Datenschutz. Vorteil: von überall her abrufbar. Man kann das eigene Google-Notizbuch für andere öffnen, so dass eine Community daraus entstehen kann.
Google Trends: Was suchen Nutzer eigentlich? Grafisch aufbereitete Search-Patterns, auch nach Orten. Ein Beispiel: in Erfurt wird am häufigsten nach dem Begriff „Kinderporno“ gesucht. Einschränkung: erstens „rät“ Google den Ort, weil ja nur die IP-Adresse zur Verfügung steht. Zweitens gibt es viele Einschränkungen, was den Informationswert angeht – wird etwa in Erfurt nur deshalb so oft nach „Kinderporno“ gesucht, weil dort eine Sondrkommission der Polizei danach sucht? (Meine Anmerkung: Wenn die Sonderkommission bei ihrer Suche tatsächlich „Kinderporno“ eingeben würde, könnte man sie auch gleich schließen.)
Google Translate: Wichtig, dass man Übersetzungen nur verwenden kann, wenn man sie von einem Profi hat überprüfen lassen, die Google-Übersetzung, die auch Arabisch und Chinesisch „beherrscht“, dürfe nur als Indikator genutzt werden.
Librarain Center: Spezielle Tipps, die man sich unbedingt anschauen sollte. Henks Aussage: Google sieht nur 28 Prozent des Webs. Etwas seltsam, dass er nicht erwähnt, wie unzuverlässig derartige Schätzungen sind und stattdessen eine derart exakte Zahl nennt. Neue Tricks bei Google: „iraq civilians killed 10000…40000“ wäre die Suchanfrage, die man Google stellen kann, um einen Bereich einzugrenzen und so zu Suchergebnissen mit genauen Zahlen zu gelangen. Geo-Targeting: für jedes Land existiert ein eigenes Google (z.B. andere Suchergebnisse bei google.de als bei goolge.com). „Google ist keine Maschine“: Das ist Henks große Geschichte, mit der er berühmt geworden ist: Er fand heraus, dass Google die Gewichtung der Suchergebnisse von Menschen hat „nacharbeiten“ lassen. Das ist deshalb wichtig, weil sich Google häufig bei Beschwerden darauf zurück zieht, dass das Ranking der Suchergebnisse einzig von einem Algoritmus vorgenommen wird. Ergänzung von Sebastian Moericke, der selber für Google als „Qualitätskontrolleur“ gearbeitet hat: in Deutschland gibt es etwa 50 Leute, die das machen, Google sagt offiziell, dass diese Mitarbeiter nur für interne Zwecke verwendet werden um herauszufinden, wie gut der Suchalgoritmus tatsächlich arbeitet. Insofern wird nur der Algoritmus verbessert, nicht die Suchergebnisse selbst. Google-Zensur: Auch in Deutschland wird zensiert, z.B. werden viele Suchergebnisse rechtsextremer Organisationen nicht angezeigt. Einwurf: Das liegt nicht an Google, sondern an den Gesetzen des jeweiligen Landes. Henk: Stimmt, aber im Grunde genommen ist es doch die Firma Google, die entscheidet. Wichtig sei, dass man sich nicht auf die Suchergebnisse der landestypischen Googles vertraut, sondern Google.com verwendet. Beispiel: Verwendet man den Suchbegriff „voice wav“ bei Google (ohne Anführungszeichen), bekommt man von Google gesagt, dass man einen Virus auf dem Rechner habe. Die Erklärung, warum das passiert ist, habe ich nicht verstanden; wird nachgereicht. Heute funktioniert das Beispiel nicht mehr.Sebastian Moericke: Google hat große und kleine Cluster, die über unterschiedliche IP-Adressen angesteuert werden können. Die Ergebnisse auf der Liste unterscheiden sich teilweise. Sebastian wird eine Liste der Cluster-IP-Adressen zur Verfügung stellen.
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OLG Karlsruhe stärkt Rechte recherchierender Journalisten – Journalismus & Recherche
Recherchen, die die Persönlichkeitsrechte eines Betroffenen berühren, sind auch bei einem nur „schwachen Verdacht“ gerechtfertigt, so das Oberlandesgericht.
Das in Freiburg erscheinende „Laborjournal“ hatte wegen eines Plagiatsverdachtes zur Person eines Arztes recherchiert. Dieser versuchte unter Berufung auf seine Persönlichkeitsrechte die Recherchen zu unterbinden. Sein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung beim Landgericht Freiburg wurde zurückgewiesen, woraufhin er sofort beim Oberlandesgericht Karlsruhe (14. Zivilsenat in Freiburg) Beschwerde einlegte.
Das abschlägige Urteil stärkt die Rechte recherchierender Journalisten. Zitate aus der Pressmeldung zum Urteil:
„Beschränkt wird das allgemeine Persönlichkeitsrecht durch die verfassungsmäßige Ordnung einschließlich der Rechte anderer, dazu gehört auch das Grundrecht der Pressefreiheit. Die Pressefreiheit gewährleistet aber nicht nur die Freiheit, Nachrichten und Meinungen zu verbreiten, sie umfasst vielmehr auch den gesamten Bereich der publizistischen Vorbereitungstätigkeiten, zu der insbesondere auch die Beschaffung von Informationen gehört.“
„Das Informationsinteresse der Presse hängt mit deren öffentlicher Aufgabe zusammen, die Öffentlichkeit zu informieren und zur Meinungsbildung beizutragen. Dabei ist es weitgehend Sache der Presse selbst, darüber zu entscheiden, was sie des öffentlichen Interesses für wert hält und was nicht. Recherchemaßnahmen, die das Persönlichkeitsrecht eines Betroffenen berühren, sind demnach dann gerechtfertigt, wenn sie von einem vertretbaren Informationsinteresse getragen sind, es genügt, wenn einem auch nur schwachen Verdacht nachgegangen wird.“
Pressemitteilung „Recherchen und Pressefreiheit“ vom 09.08.2006
Kurztext: Autor wissenschaftlicher Veröffentlichungen muss bei Verdacht des Plagiats Recherchen der Presse hinnehmen.Bericht des betroffenen „Laborjournal online“:
Oberlandesgericht Karlsruhe entscheidet gegen Publikator .OLG Karlsruhe, Urteil vom 04.08.2006 (Gesch.-Nr. 14 U 90/06, 14 O 111/06)
{PDF-Datei, 7 S., 587 KB}[AUde]
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Geschützter Verkehr für Journalisten – Journalismus & Recherche
Die German Privacy Foundation hat heute morgen einen Service für Informanten – vor allem für so genannte Whistleblower – und Journalisten vorgestellt, der seit der Stasikom-Affäre wohl auch jenen Journalisten als notwendig einleuchtet, die von Verschlüsselungssoftware wie PGP bzw. GPG oder Anonymisierungssoftware wie Tor bisher nichts gehört hatten oder es nicht hören wollten. Der Webservice Privacybox ermöglicht die weitgehend sichere Kommunikation zwischen Journalisten und Informanten, und zwar dadurch, dass Sender und Empfänger verschlüsselt und für Dritte anonym miteinander kommunizieren können.
Im Heise-Ticker erklärt Detlef Borchers die Funktionsweise ausführlich. Am besten, liebe Kollegen, probiert man allerdings die Privacybox gleich mal selbst aus.Der Beitrag wurde zuerst im tazblog CTRL veröffentlicht.
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Wann lernen deutsche Medien, was Links sind und warum die gut sind? – Journalismus & Recherche
Das ist doch mal eine hübsche Rechercheaufgabe:
Christine Mattauch schreibt auf Zeit Online in Sachen Wirtschaftspolitik über Die heimlichen Lobbyisten : Warum haben so viele Ökonomen in der Finanzkrise kläglich versagt? Ein Grund könnten die massiven Interessenkonflikte sein, wie eine US-Studie offenbart. von Christine Mattauch. – Zeit online, 01.03.2011Wohl aus schierem Zeitdruck (oder wie sollte man das sonst erklären?) hat sie vergessen, die Studie zu verlinken. Suchen Sie mal das Originaldokument. Die Auflösung gibt’s in der nächsten Ausgabe des Newsletter Netzwerk Recherche.
(BTW: Ich habe mir Zeit gelassen und geschlagene fünf Minuten dafür gebraucht. Sei’s drum). -
Juni 2006 – Journalismus & Recherche
Seit einem halben Jahr ist das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) nun in Kraft, aber die Behörden sind von der neuen Transparenz offenbar noch weit entfernt: Bis Mai gingen bei den Bundesministerien rund 350 Anträge ein. Gleichzeitig berichtet der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar, der in Personalunion IFG-Obmann ist, dass er bereits 120 schriftliche Beschwerden von Antragstellern erhalten habe. Die größten Probleme gibt es laut Schaar, weil die Ämter Auskünfte und Kopien unter Berufung auf den Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen verweigern. Auch das Argument, Unterlagen dürften nicht freigegeben werden, weil mit Dritten Vertraulichkeit vereinbart worden sei, wird häufig als Ablehnungsgrund angeführt. Während der Bundesinformationsfreiheitsbeauftragte weniger Beschwerden zu überzogenen Gebühren erhalten hat, als sich zu Jahresanfang abzeichnete, spielt vermehrt eine Rolle, dass die Behörden die Antwortfrist verstreichen lassen und gar nicht auf IFG-Anträge reagieren.
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Firefox sammelt Ideen für die weitere Entwicklung – Journalismus & Recherche
Der Open-Source Webbrowser Firefox der Mozilla Foundation sucht nach Ideen für die Weiterentwicklung des Programmes. Im Mozilla-Wiki können Vorschläge für neue Funktionen gemacht werden.
Firefox hat eine große Entwicklergemeinschaft; zudem kann das „Kern“-Programm durch „Extensions“ (zu deutsch Erweiterungen) schon jetzt nach den Bedürfnissen des Nutzers ergänzt werden. Viele dieser Erweiterungen sind gerade für die Online-Recherche von hohem Nutzen.
Mozilla Wiki:wiki.mozilla.org./Firefox/Feature_Brainstorming
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Social Network Analysis – Journalismus & Recherche
Eigentlich wollte ich nur kurz auf die Studie von drei Forschern des MIT hinweisen: Inferring Social Network Structure using Mobile Phone Data.
Gefunden bei der Humanistischen Union via netzpolitik.org. Weitere Meldung beim VirDSB.
Vor dem Hintergrund derVorratsdatenspeicherungelektronischen Totalüberwachung ist die Studie eine gute Argumentationshilfe: -
Vorratsdatenspeicherung – Journalismus & Recherche
Rechtsanwalt Dr. iur. Jan K. Köcher hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Rechtswissenschaft studiert. Nach Abschluss seines juristischen Vorbereitungsdienstes in Baden-Württemberg arbeitete er von 2003 bis Mitte 2007 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum Recht im DFN am Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Universität Münster bei Professor Dr. Thomas Hoeren. Seine Promotion zum Thema „Quotenregelungen im Rundfunk“ konnte er Ende 2007 erfolgreich abschließen.
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Die Browser-Adresszeile als neue Kommandozeile – Journalismus & Recherche
Über das Blog Daring Fireball bin ich gerade auf diesen Beitrag von Jeff Atwood gestoßen darüber, wie es in vielen modernen Browsern die Adresszeile ähnlich flexibel wie die Kommandozeile erlaubt, mittels Kurzbefehlen schnelle Suchanfragen zu stellen.
Atwood beschäftigt sich in seinem Beitrag nur mit den entsprechenden Funktionen von Googles Browser Chrome, aber es funktioniert auch mit anderen Browsern. Für mich ist diese Praxis schon lange im Apple-Browser Safari selbstverständlich: Wikipedia-Beiträge etwa rufe ich dank eines Hacks für den Safari-Browser, dem Input-Manager Safari-Stand (nur für Safari am Mac), mittels des Kurzbefehlsw Suchwort
auf, für Aufrufe in der englischsprachigen Wikipedia habe ichwen
als Kürzel definiert. Safari-Stand übergibt dabei mein Suchwort einfach an die Google-Suche, beschränkt auf die Wikipedia-Site und per „I’m Feeling Lucky“-Funktion mit direkter Weiterleitung zum erstbesten Treffer. So sieht der von mir definierte Befehl in den Safari-Stand-Einstellungen aus (@key
ist der Variablenname):
http://www.google.com/search?btnI=I'm+Feeling+Lucky&q=@key+site:de.wikipedia.org
.
Im Alltag spart mir das viel Zeit – und führt dazu, dass ich eigentlich ständig „mal eben“ in Wikipedia nachschlage; viel eher, als ich es über den Umweg Startseite-Sucheingabe-Artikel tun würde. Ähnliche Such-Kürzel habe ich mir für die Amazon-Katalogsuche und die diversen Google-Suchen nach Bildern, Nachrichten und Karten definiert. Mit dem Kürzelbln
etwa reicht es, Straßennamen (und Hausnummer) in die Adresszeile einzugeben, und ich erhalte von Google Maps den passenden Kartenausschnitt von Berlin mit Markierung.
In den Kommentaren zu Atwoods Beitrag finden sich zahlreiche weitere Tipps zu ähnlichen Funktionen, auch im populäreren Mozilla-Browser Firefox.
Nachtrag: Gerade bin ich auf diesen Webservice gestoßen: Yubnub – a social command line for the web – unbedingt mal ausprobieren.