Monat: Januar 2014

  • Journalismus & Recherche » Blog Archive » Uwe Krüger: Top-Journalisten und ihre Nähe zu Politik und Wirtschaft: Ergebnisse einer Netzwerkanalyse

    Uwe Krüger vom Institut für praktische Journalismusforschung an der Uni Leipzig präsentierte in seinem Vortrag „Top-Journalisten und ihre Nähe zu Politik und Wirtschaft“ die Ergebnisse seiner Netzwerkanalyse deutscher Journalisten. Dabei geht es darum herauszufinden, in welchen Gremien, Organisationen und / oder Unternehmen einflussreiche Journalisten vertreten sind. Leider sind die sehr spannenden Folien nicht online.

    Besonders interessant waren die Netzwerkstrukturen, in die Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Stefan Kornelius (SZ) und Josef Joffe (ZEIT) eingebunden sind, darunter Organisationen wie die Deutsche Atlantische Gesellschaft, Atlantik-Brücke, Münchner Sicherheitskonferenz oder M100 Sanssouci Colloquium.

    Krügers Thesen: durch eine derartige Eingebundenheit können ein transatlantischer und neoliberaler Bias entstehen, eine Eliten-Sicht dominiert, andere Perspektiven werden vernachlässigt, es kommt zu Mainstream-Effekten aufgrund
    ähnlicher Netzwerke.

    Ein Beispiel zur Illustration war die Berichterstattung in der Bild, in der der Artikel „‘Atlantik-Brücke’ verabschiedet Erklärung von Mumbai“ bebildert wurde mit einem Gruppenfoto prominenter Unterzeichner (Roland Berger, der damalige EADS-Chef Thomas Enders), auf dem im Original auch Atlantik-Brücken-Mitglied und Bild-Chef Kai Diekmann zu sehen war – auf dem Foto, das in der Bild erschien, war er herausgeschnitten.

    In der sehr erregten Diskussion ging es anschließend darum, wie weit die Mitgliedschaften in derartigen Netzwerken die „Lebensader des Journalismus“ sind, wie ein Teilnehmer sagte, oder bedeuten, dass Journalisten ihre Distanz aufgeben. Krüger verwies auf die The New York Times Company Policy on Ethics in Journalism, in dem es in der Sektion Serving the Community heißt:

    Journalists should stand apart from institutions that make news. Staff members may not serve on government boards or commissions, paid or unpaid. They may not join boards of trustees, advisory committees or similar groups except those serving journalistic organizations or otherwise promoting journalism education. Depending on circumstances, newsroom heads may permit staff members to serve on a board of trustees or visitors for a school, college or university, especially one with a family connection. Upon request, newsroom heads may also authorize a staff member to appear before a local school board to advocate decisions that may directly affect the journalist’s children, but only if the issue falls outside the staff member’s coverage responsibilities.

    Zum Thema ein Beitrag von Oliver Trenkamp: Sagen Sie jetzt nichts! – Die Freiheit der Presse in den Hinterzimmern der Macht: Wie Politiker, Pressesprecher und Journalisten aushandeln, was in der Zeitung steht:

    Politik und Journalismus in Berlin, das ist großes Theater mit festen Rollen und exakter Choreographie. Das Thema jeder Vorstellung: Streit und Konflikt. Auf der Bühne stehen sich gegenüber: Minister, Parlamentarier, Pressesprecher auf der einen, Redakteure, Korrespondenten, Berichterstatter auf der anderen Seite – die Mächtigen und ihre Kontrolleure. Ihre Waffen: verdrehte Endlos-Sätze und provozierende Fragen. Jenseits des Scheinwerferlichts, auf der Probebühne, rücken Politiker, Pressesprecher und Journalisten jedoch zusammen. In den Hinterzimmern der Macht handeln sie aus, was in der Zeitung steht – und was besser nicht; geschützt durch Vertraulichkeit und Informalität. Sie verwenden eigene Codes, und es gilt eine strikte Hausordnung. Wer sich nicht daran hält, muss draußen bleiben. Die Wissenschaft wagt nur selten einen Blick hinter die Kulissen. Aber wie steht es um die Freiheit der Presse im Verborgenen?

    Sagen Sie jetzt nichts!

    Die Freiheit der Presse in den Hinterzimmern der Macht: Wie Politiker, Pressesprecher und Journalisten aushandeln, was in der Zeitung steht

    Von Oliver Trenkam

  • Journalismus & Recherche » Blog Archive » Kostenlos aber nicht umsonst: Was Profidatenbanken auch ohne Bezahlung hergeben

    Nein, keine Tricks, um an der Kasse vorbeizugehen. Aber es gibt sehr viele Fälle in denen eine Trefferliste schon die wichtigsten Informaitonen enthält und im Rahmen einer Recherche genutzt werden kann. Am Beispiel der größten kommerziellen deutschen Datenbank will ich ein paar Beispiele nennen (die die vergangenes Jahr mit der zweitgrößten fusionierte; hier aber nicht namentlich genannt wird, damit sie nicht auf die Idee kommt, Geld für die Trefferlisten zu kassieren ;-)):

    a) Wo stand das nochmal? Also neulich, stand doch im Spiegel diese kleine Notiz über XX, Spiegel online hat’s nicht und eigentlich muss man nun ans Zeitungsregal und blättern. Das ist müssig und die Gefahr, die Seite zu überblättern nicht gering. Daher ein Zwischenschritt: Die Volltextsuche im eigenen Zeitschriftenregal. Der Trefferliste entnehmen wir dann Ausgabe (Nr. und Datum) sowie die Seitenzahl und greifen uns gezielt den gewünschten Artikel aus dem Regal.

    b) Für Anfragen beim Handelsregister empfiehlt es sich, beim richtigen Gericht zu fragen und wenn man schon die Handelsregisternummer hat, geht’s schneller. Auch hier helfen einschlägige Datenbanken und liefern diese Informationen schon in der Trefferliste.

    c) Richtig spannend wird es, wenn man sich die Spezialdatenbanken und deren Suchoptionen anschaut. Anders als bei der Volltextsuche kann man hier im Rahmen der vorgegebenen Suchoptionen tatsächlich Informationen zusammenstellen, die per Volltextsuche per se nicht zu finden sind – die Zusammenstellung erfolgt ja erst auf die Sucheingabe hin.

    Ein Beispiel, die Firmendatenbank bedirect erlaubt es, Firmen nach Umsatz, Mitarbeiterzahl, Branche, Gründungsjahr, Postleitzahl etc. zu suchen. Ein paar Anwendungsideen machen deutlich, welche Goldgrube das für Journalisten ist:

    • Welche Unternehmen in unserer Stadt wurden zwischen 1933 und 1945 gegründet?

    • Welche Unternehmen in meiner Region haben weniger als 5 oder 10 Mitarbeiter und sollten sich demnachnicht nur freuen sondern auch Jobs schaffen, wenn der Kündigungsschutz gelockert wird?

    • Welche Unternehmen haben im nächsten Jahr ein Firmenjubiläum?

    • Wo gibt es Zulieferer der Automobilindustrie in unserer Region?

    Alles Fragen, bei denen schon die Trefferliste hilft – denn die Firmen selbst stehen im Telefonbuch oder sind im Netz zu finden.

    d) Für ausführliche Personenrecherchen lohnt es auch, auf gut Glück einmal zu schauen, wo die Person noch auftaucht. Natürlich funktioniert es nicht, wenn man „Peter Müller“ sucht, denn ob der saarländische Ministerpräsident tatsächlich hinter einem der 2355 Treffer im Handelsregister steckt, lässt sich so nicht klären. Bei selteneren Namen wird es allerdings spannender (Beispiel folgt ggf. nach Abschluß der Recherche).

    Die Liste dieser Ideen läßt sich fortsetzen, posted Eure Anregungen!

  • Journalismus & Recherche » Blog Archive » Neue Desktop-Suche für Windows: Viel besser als Google Desktop?

    Ich benutze Google Desktop nicht. Zum einen, weil ich mit Googles Umgang mit Nutzerdaten nicht einverstanden bin. Zum anderen, weil es seit Ewigkeiten Copernic gibt, das (so lange ich Windows genutzt habe und das beurteilen konnte) ohnehin viel besser war als Google Desktop. Aber das glaubt leider niemand in der Googlewelt, in der wir leben. Vielleicht schafft es jetzt ein kleines Programm, die Vormachtstellung zu brechen: Everything. Wenn man einem Bericht im Downlaod-Blog von CNet glauben darf, hat es das Zeug dazu. Wäre schön, wenn Sie / Ihr uns sagt, ob’s funktioniert.

    Tags: desktop search, Desktopsuche, Everything

  • Journalismus & Recherche » Blog Archive » Digitale Zeitungsarchive

    Die FAZ hat eine Linkliste zu digitalen Zeitungsarchiven veröffentlicht, denn:

    Alte Zeitungen sind das beste Archiv des Alltags, das wir haben. In vielen Blättern, die zum Teil mehr als 200 Jahre alt sind, kann man online stöbern. Unsere Linksammlung zeigt die besten Adressen im Netz.

    Eine dankenswerte Aufgabe. Ergänzen möchte ich zwei Informationen, weil ich oft genug in Seminaren erfahre, dass sie nicht bekannt sind: Das Archiv des Spiegels ist inzwischen im Volltext bis zurück zur ersten Ausgabe durchsuchbar – kostenlos. Und wenn man mal auf einen Artikel in der FAZ stößt, der angeblich nur im kostenpflichtigen Archiv vorhanden ist (man suche z.B. nach „Reto Hilty“), sollte man erstmal mit Googles Site-Funktion suchen, bevor man’s glaubt (geht auch bei Yahoo über die erweiterte Suche oder bei Bing mit der Site-Funktion).