Monat: September 2014

  • Journalismus & Recherche » „Und noch viel mehr“: Google-Dienste, die nicht mehr verlinkt sind

    Einige Google-Dienste sind nicht, nicht mehr oder noch nicht von der Startseite aus über „mehr“ und „und noch mehr“ verlinkt, aber durchaus interessant für die journalistische Recherche:

    Google-Trends
    Google- Verzeichnis (nicht mehr aktualisiert, goto: dmoz.org)
    benutzdefinierte Suchmaschine von Google (mehrere Sites parallel durchsuchen)
    Google public data explorer

    Nicht mehr online: Gaudi (google audio indexing) googles eindrucksvoller Service, der das gesprochene Wort in Videos transkribiert und damit durchsuchbar macht. Google hat das im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf getestet.

    Eine vollständigere Liste, die aber auch vieles enthält, das für Journalisten uninteressant ist:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Google_services

  • Journalismus & Recherche » In Seminaren verwendete Links (vormals: kleine Linkliste)

    Archive org -alte Internetseiten sichtbar machen!
    Falls der archive.org-Server mal wieder nicht funktioniert oder langsam ist. Hier gibt es einen Zugang zur Wayback-Maschine über die Bibliothek Alexandria archive.bibalex.org

    Blogs & Tweets im Überblick: rivva.de

    Übersichtsportal über Online-Ressourcen für die Recherche: faganfinder.com

    Die besten Services für journalistische Online-Recherche: researchclinic.co.uk (von Paul Myers, BBC)

    Über einen Katalog statt über eine Suchmaschine suchen: dmoz.org

    Whois-Datenbanken
    who.is who.is verfügt sogar über eine kostenlose Suche in historischen whois-Daten!

    whois.net
    cool whois
    Iata-Liste aller Top level Domain Registraturen

    Historische Whois-Daten und Reverse-Whois-Suchen (Welche Domains gehören jemandem/einer Firma? statt Wem gehört diese Site?) bietet domaintools.com – leider kostenpflichtig. (Kostenlos erhält man dort aber immerhin noch die Anzahl der gefundenenen Einträge zu einem Besitzer – auch das kann schon hilfreich sein.)
    Domaintools bietet darüber hinaus auch ein eigenes Archiv der Startseiten von domains (kostenpflichtig).

    Muster-Suchanfragen mit Google

    Von Paul Myers (BBC) stammt die Idee der Search-Makros: aufwändige Google-Suchanfragen formulieren und abzuspeichern. Ich habe für unsere gemeinsamen Seminare zwei deutsche Search-Makros erstellt, die die Idee verdeutlichen (wie ich diese aufgebaut habe, erkläre ich im Vortrag Suchstrategien).

    In beiden Fällen, habe ich eine Reihe von Synonymen mit dem Operator [OR] verknüpft – einmal um zu einem beliebigen Thema Datenbanken zu finden, das andere mal um zu einem beliebigen Thema Verbände/Organisationen zu finden.

    Suche nach Chemie-Datenbanken (Das Wort „Chemie“ kann man durch beliebige andere Themen ersetzen.)

    Suche nach Verbänden und -Organisationen, die mit Chemie zu tun haben – auch hier kann das Thema beliebig variiert werden.

  • Journalismus & Recherche » Testpage F&A-Seiten ausschließen

    Durchsucht werden:

    Ausgeschlossen sind derzeit folgende Seiten: wer-weiss-was.de/ wernichtfragt.de/ wer-kennt-wen.de/ webnews.de/ tty1.net studivz.net/ stayfriends.de/ sportlerfrage.net/ science-shop.de schuelervz.net/ rtl.de/ reisefrage.net/ ratgeberzentrale.de qype.com/ quansr.de/ produktfrage.net/ preisgenau.de pointoo.de/ pixel-partisan.de/ panfu.de/ onmeda.de/ online-artikel.de/ oneview.de/ netdoktor.de/ myvideo.de/ my-hammer.de/ motor-talk.de/ motorradfrage.net/ mister-wong.de/ meinvz.net/ matheboard.de/ mamiweb.de/ lovelybooks.de/ locr.com/ kwick.de/ kurzefrage.de/ kostenlos.de/ korrekturen.de jappy.de/ instructables.com idealo.de/ hostloco.com/ hitflip.de/ hiogi.de/ helpster.de/ guter-rat.de/ gutefrage.net/login gutefrage.net/fragen/neue/1 gutefrage.net/frage/ist-gutefrage-net-kostenlos gutefrage.net/forum groops.de/ grafiker.de/ gofeminin.de/ gesundheit.de/ frag-vati.de/ fragr.de frag-mutti.de/ fragen-stellen.com/ fragenohneantwort.de fragenking.de/ fragen.de/ frage.net/ finanznachrichten.de/ finanzfrage.net/ fem.com/ expertenseite.de/ experteer.de/ erento.com einegutefrage.de/ edelight.de/ ebrosia.de/ doublequick.de docinsider.de/ die-antwort-auf-alle-fragen.de/ dasportfolio.com cosmiq.de/ clipfish.de/ ciao.de/ chefkoch.de/ bzga.de/ brainr.de/ autofrage.net/ antworten.de/

    123recht.net/

  • Journalismus & Recherche » Übung 3

    Auf den Straßen fahren immer mehr Autos, der Luftraum ist bevölkert von Flugzeugen und wir alle wollen es in unseren vier Wänden warm und hell haben. Dass Erdöl und Erdgas – die beiden Stoffe, die zurzeit unser wichtigster Energielieferant sind – knapp werden, weiß fast jeder. Doch es scheint eine dieser Floskeln zu sein, die niemand richtig ernst nimmt oder gar als Bedrohung ansieht. Während im Jahr 2010 nur etwa zehn Prozent des Energieverbrauchs von erneuerbaren Energien gedeckt wurden, soll ihr Anteil an der Energieproduktion bis zum Jahr 2050 auf fast 55 Prozent steigen. Gerade in der Anfangsphase der Umstellung, so das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), bilde die Energie aus Biomasse einen wichtigen Bestandteil der erneuerbaren Energien.

    Pflanzen nutzen Sonnenenergie, Kohlendioxid und Wasser um daraus die unterschiedlichsten Moleküle aufzubauen. Sie stellen Stoffe wie Stärke und Fettsäuren her, die Menschen und Tiere für ihre Ernährung brauchen. Am meisten aber produzieren Pflanzen Zellulose, die sie zum Aufbau ihrer Zellwand benötigen. Zellulose besteht, ähnlich wie Stärke, aus vielen tausend Zuckermolekülen, die zu langen Ketten verknüpft werden. Die einzelnen Ketten lagern sich zu Mikrofibrillen zusammen, die reißfester sind als Stahl. Während wir schon heute die Stärke aus Maiskörnern zu Ethanol – also Biosprit – vergären können, stellt uns die Zellulose vor größere Schwierigkeiten: Man kommt einfach schwer an sie heran. Umgeben vom Holzstoff Lignin sind die Zellulosefibrillen extrem schwer zugänglich. Unter Einwirkung von Hitze und Säure muss das Lignin zunächst entfernt werden, bevor mit der Aufspaltung der Zellulose in die einzelnen Zuckermoleküle begonnen werden kann. Das kostet Zeit, Geld und Energie.

    Am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm versucht eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Staffan Persson, den Aufbau einzelner Zellwandbausteine so zu verändern, dass die Zellulose besser vom Rest der Zellwand getrennt werden kann. Dazu müssen sie zunächst herausfinden, welches Gen für welche Eigenschaft der Zellwand verantwortlich ist. Am Ende stehen dann vielleicht Pflanzen, deren Zellwände sich hervorragend zur Produktion von Zellulose-Ethanol eignen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Biokraftstoffe aus Zellulose werden aus den Reststoffen der Pflanze gewonnen, aus den Stängeln und Blättern, die sich nicht zur Nahrungsproduktion eignen. Der ethische Konflikt „Teller oder Tank“, der bis heute die Energieproduktion aus Biomasse überschattet, wäre hier ausgeschaltet.

    Vielleicht können wir in Zukunft Biosprit tanken, der aus schnellwachsenden Süßgräsern wie dem Riesenchinaschilf hergestellt worden ist. Dann wäre unser Transportwesen auch ein wenig nachhaltiger.

  • Journalismus & Recherche » Jahreskonferenz

    Tuesday, June 19th, 2007

    Was hat die Amtskette des Bürgermeisters von Dormagen mit Subventionen für eine Müllverbrennungsanlage bei Hannover und den Briefen von George W. Bush an Papa Bush zu tun? Unser Blog-Autor Manfred Redelfs, seines Zeichens Recherche-Chef bei Greenpeace und Experte des Netzwerks Recherche fürs Informationsfreiheitsgesetz, weiß es und hat es beim Netzwerk-Recherche-Jahrestreffen 2007 seinen Workshop-Teilnehmern erklärt.

    Seine Präsentation zu Auskunftsrechten für Journalisten und den Vor- und Nachteilen einzelner Gesetze – von journalistischem Auskunftsanspruch nach den Landespressegesetzen, den Informationsfreiheitsgesetzen (IFG) der La?nder und des Bundes, über Umweltinformationsgesetz (UIG), bis zu den Informationsrechten auf Registerauskunft (Handelsregister, Grundbuch, Melderegister) – steht jetzt online: Manfred Redelfs, Auskunftsrecht (PDF, 1,1 MB).

    Tuesday, June 19th, 2007

    Nein, nicht was Sie denken – natürlich als Gegenstand des Journalismus und der investigativen Recherche.

    Damit nicht schon bei der Recherche solcher und artverwandter heikler Themen der gegnerische Anwalt mit der einstweiligen Verfügung oder strafbewehrten Unterlassungserklärung die weitere Arbeit blockiert, gilt es, seine Rechte und Pflichten als Journalist zu kennen. Der Hamburger Rechtsanwalt Michael Fricke, Spezialist für Urheberrecht, Medien- und Presserecht, hat auf dem Netzwerk-Recherche-Jahrestreffen 2007 in einem Workshop die Tücken des Presserechts bearbeitet. Seine 7-seitige Zusammenfassung hat er uns dankenswerterweise zur Veröffentlichung bereit gestellt: Michael Fricke, Fallstricke im Presserecht (PDF, 40 KB).

    Saturday, June 16th, 2007

    Das Netzwerk Recherche verleiht die Verschlossene Auster 2007 an den russischen Präsidenten Vladimir Putin. „Er erhält den Preis wegen der anhaltenden Behinderung der Presse in Russland,“ so der Sprecher des Netzwerk Recherche auf der Netzwerk-Recherche-Jahrestagung 2007 in Hamburg. Seit Putins Antritt 2000 seien 14 Journalisten ermordet worden oder starben auf mysteriöse Weise. Viele dieser Morden sind nie aufgeklärt worden. Dadurch sei ein Klima entstanden, dass Kritik und Debatten nicht zustandekommen lässt. Putin sei dafür mitverantwortlich.

    Gerade hält Heribert Prantl von der Süddeutschen eine großartige Laudatio über Putin, seine „Geheimdienstaristokratie“ und die Suggestion von Demokratie in Russland – und einen „devoten“ Spiegel-Chefredakteur auf Kreml-Besuch. Sollte ich das Redemanuskript in die Finger kriegen, steht es demnächst hier unter recherche-info.de. Update: Hier ist sie, Prantls Laudatio auf Vladimir Putin.

    Inzwischen steht auch die Pressemitteilung des Netzwerks Recherche zur Verleihung der Verschlossenen Auster online.

    Wednesday, June 13th, 2007

    Es ist wieder soweit: Am Freitag und Samstag findet im NDR-Konferenzzentrum in Hamburg das Jahrestreffen des Netzwerks Recherche statt. Wer noch nicht angemeldet ist, hat wahrscheinlich Pech gehabt, denn wie immer wird es völlig überlaufen sein. Aber für die, die kommen, hier der besondere Hinweis auf das Programm, das zu einem großen Teil von den Autoren dieses Weblogs bestritten wird: am Freitag der „Workshop zu Computer Assisted Reporting“ (in englischer Sprache), am Samstag „Recherche Online“ und die „Wundertüte“.

    Mit dabei:

    • Marcus Lindemann zu „hidden Web – was Google alles nicht findet“,
    • Matthias Spielkamp und Jürgen Sell zu „Digitalem Informantenschutz“,
    • Albrecht Ude zu „Datenspuren – Anonym Surfen“,
    • Jan Michael Ihl zu „Was Google (noch) alles kann“,
    • Manfred Redelfs zu „Auskunftsrechte effektiv nutzen“,
    • Sebastian Moericke-Kreutz zu „Google für Fortgeschrittene“,
    • Jürgen Sell zu „Lug und Trug mit Zahlen“,
    • Marcus Lindemann zu „versteckte Kamera in der Praxis“,
    • Sebastian Moericke-Kreutz zu „Excel for Journalists“.

    Das ist doch ein Angebot, oder? Wir freuen uns darauf, Euch/Sie in Hamburg zu sehen!

  • Journalismus & Recherche » Marcus Lindemann

    Tuesday, September 16th, 2008

    … fragt der Focus nicht. Wohl aber stellt er die Frage „Telefonstreich: Müntefering-Scherz strafbar?“. In der Tat ist es schwer, in juristischen Fragen Aussagen im Indikativ zu machen. Was machen deutsche Journalisten deshalb: Richtig, sie fragen einen Experten. Und sicherheitshalber wird noch ein Fragezeichen drangehängt. Dann ist der Schreiber auf der richtigen Seite, der Leser aber weiß nicht, ob das Gesetz nun wirklich Mitschnitte verbietet, ob dies eine Mutmaßung des Focus ist oder aber nur die Einzelmeinung eines nicht näher spezifizierten Juristen. Dienst am Leser sieht anders aus.

    Dass Mitschnitte strafbar sind, ist indes unstrittig und unmissverständlich: Im §201 des Strafgesetzbuches heißt es:

    „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt 1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder

    2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht.“

    Der Mitschnitt ist strafbar. Fullstop. Kein Fragezeichen.

    Friday, September 12th, 2008

    Oft werde ich gefragt, ob dies oder das online möglich sei. Die Liste, der Dinge, die ich für entweder unmöglich hielt oder aber wusste, dass sie unbezahlbar sind, schrumpft heute.

    Beispiele, von dem was ich in Lillehammer gelernt habe:

    1.) Datenbanken, die sich nicht herunterladen lassen, kann man mit Hilfe von robots auslesen. Ziel ist dabei, selbst mit den Daten zu arbeiten, und Zusammenhänge zu sehen. Bislang ging dies nur auf Apple-Rechnern oder aber wenn man bereit war, einen sechsstelligen Euro-Betrag zu investieren. Bisher. Jetzt gibt es mit Open-Kapow ein kostenloses Programm. Ein kleines Tutorial verlinke ich, sobald ich es online ist.

    2.) Wer hat welche Websites registriert? Es gibt Methoden, solche Registrierungsdaten zusammen zu tragen, eine systematische Suche hat Paul Meyers (BBC) heute hier gezeigt, eine Suche bei Dialog. Anleitung und Beispiel folgen sobald….

    3.) Wer hat eine Website früher besessen? Auch hierfür gibt es Datenbanken. Eine, die auch noch mehr bietet http://www.domaintools.com/products/units.html – leider kostenpflichtig, 10 Tage kostenlos

    4.) Nicht neu, aber so universell noch nicht gesehen. Norid.no, das norwegische Pendant der Denic hat für alle Top Level Domains die offiziellen Registries verlinkt. http://www.norid.no/domenenavnbaser/domreg.html

    Thursday, September 11th, 2008

    Über 500 Journalisten aus über 80 Staaten sitzen für ein paar Tage just in dem Hotel im norwegischen Lillehammer, in dem zu den olympischen Spielen 1994 das Olympische Komitee stets tagte. Kein gutes Omen oder eine gezielte Provokation?
    So es dass WLAN eben dieses Hotels zulässt, will ich hier ein bisschen von der Konferenz berichten verlinken.

    Ein Stream ausgewählter Veranstaltungen ist hier verfügbar.

    Die Handouts der über 110 Veranstaltungen sollen ebenfalls auf der Website zu finden sein. Im Moment gilt das nur für das Eröffnungspanel über den Journalismus nach 9/11 – 2001 ist gemeint, denn der 11. September 2008 wird, das kann ich nach dem ersten Tag der Konferenz sagen, den Journalismus (noch) nicht revolutionieren.

    Vielleicht bringt den Kollegen auch noch jemand bei, dass man Links noch besser beschriften kann – die Dateinamen, die sich jetzt online finden, kann man nicht verstehen.
    Downloads der handouts also hier: http://www.gijc2008.no/handouts

    Links zu ausgewählten Handouts der Referenten folgen!

    Paul Meyers von der BBC ist furchtbar unterhaltsam und hat uns allen noch Dinge rund um die Internet-Recherche gezeigt, die wir entweder gar nicht kannten oder aber die wir noch nicht so clever genutzt oder miteinander kombiniert haben.
    Seine Präsentationen sind hier online: http://www.researchclinic.co.uk/skup/

    Monday, August 18th, 2008

    Das Internet ist der Feind der Plagiate und der kleinen Fehler – die positive Seite der Googleisierung wird oft vergessen. Dabei geht es doch so schnell und -machen wir uns nichts vor- kleine Fehler finden sich jeden Tag in jeder Zeitung. Heute morgen stutze ich beim Lesen eines Artikels über die Künstlersozialkasse (KSK) in der Berliner Zeitung. Dort heißt es, die KSK-Abgabe sei vor vier Jahren auf das Dreifache angestiegen, was eine Diskussion über Sinn und Zukunft der KSK ausgelöst habe. Nun zahle ich selbst seit fast einen Jahrzehnt KSK-Abgabe und -Beiträge und weiß, dass das nicht stimmt; die Frage aber ist doch, wie hoch ist der Aufwand, eine solche Zahl zu überprüfen (wenn man sich denn wundert, ob das stimmen kann).

    Die Homepage der Kasse findet sich schnell online – fünf Minuten später lässt sich auch die Übersicht über die Entwicklung der Abgabesätze finden.

    Thursday, July 10th, 2008

    Wie wir bereits vor 9 (!) Tagen berichteten und mit Foto belegt haben, fotografiert Google derzeit Berlins Straßenzüge. ddp berichtet heute Details – so gibt es natürlich einen Streit um den Datenschutz und die Frage der Anonymisierung.

    Wie das Endprodukt einmal aussehen soll, kann man sich hier an den Beispielen Time Square, Golden Gate Bridge und South Beach (Miami) ansehen.

    Tuesday, July 1st, 2008

    Google fährt mit einem sehr auffälligem Auto durch Berlin. Auf dem Mast auf dem Dach sind 5-6 Kameras angebracht, in den Kästen darunter vermutlich GPS und anderer Kram.

    Schon das Kennzeichen deutet auf Google hin; an der Seite habe ich aber auch das Logo gesehen (aber leider nicht fotografieren können).

    Tuesday, July 1st, 2008

    Ich habe ja schon über den amüsanten Auftritt von Thomas Leif bei der Vorstellung einer Studie über Internet-Recherche geschrieben und ihm hier widersprochen. Kurz gesagt geht es um die Frage, ob die Nutzung des Internets schuld an bestimmten journalistischen Fehlleistungen ist oder nicht. Das gleichzeitige Auftreten von zwei Phänomenen bedingt ja noch keine Kausalität.
    Wie schon in der Einleitung zum Medienkodex geben Leif & Co. dem Internet die Schuld. „Neue Technologien und zunehmender ökonomischer Druck gefährden den Journalismus.“

    Ich sehe das anders und glaube, dass Journalisten schon immer selbstreferentiell waren, das Internet macht das natürlich leichter. Zugespitzt würde ich sagen, dass Faulheit, Eitelkeit und pseudo-Zwänge der Branche jeweils eine größere Rolle als Ursachen für Recherche-Fehlleistungen darstellen als das Internet.

    Sehr schön kommt diese Kontroverse im Deutschlandfunk-Beitrag von David Goeßmann raus:

    “(…) Für Thomas Leif von netzwerk recherche sind die Ergebnisse der Studie alarmierend. Er fordert eine Zuspitzung der Debatte.

    „Journalisten beziehen sich immer mehr auf bereits von anderen Journalisten hergestelltes Material. Sie bearbeiten Informationen, die von außen zu ihnen gehen. Aber sie organisieren immer weniger eigene Geschichten, eigene Stories, und vor allem orginelle eigenwertige Recherchen. So dass es die Tendenz gibt, dass recycelt wird und man sich immer mehr aufeinander bezieht und nicht auf das was wirklich ist.“

    Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegels, hält die Studie demgegenüber für überzogen. Dass durch den Rückgriff auf das Internet der Gegencheck seltener stattfinde, hält Maroldt für nicht bewiesen.

    „Früher ohne Online hats das genauso gegeben. Wurde genauso Quellen geglaubt. Vielleicht wurde sogar Quellen noch eher direkt geglaubt. Und durch die Möglichkeit über Google einen schnellen Gegencheck zu machen, ist man vielleicht eher in der Lage schnell zu überprüfen, ist das denn plausibel, was mir da einer erzählt. Ich glaube, dass Problem wird da von der falschen Seite beschrieben.“„

    Der Position Maroldts ist erstmal nichts hinzuzufügen.

    Monday, June 23rd, 2008

    Er hat es schon wieder gesagt: Alles wird schlimmer mit der Recherche und schuld ist das Internet; Selbstreferentialität sei eine Folge des Internets, gab Thomas Leif (Vorsitzender Netzwerk Recherche e.V.) zu Protokoll – auch wenn das vorangegangene Podium schon zu dem Konsens gekommen war, dass diese Trends weder neu, noch ursächlich mit dem Internet zusammenzubringen seien …
    (more…)

    Monday, June 23rd, 2008

    Das ist das Ergebnis einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW (LfM). Dass Journalisten die durchschnittliche Bevölkerung abbilden, scheint wünschenswert, wenn auch realitätsfern.

    Schlimmer wird es, wenn -wie nun festgestellt wird- Journalisten bei der Recherche im Internet nur so gut sind wie der Durchschnitt.

    Die Studie offenbart ein großes Defizit in der Aus- und Fortbildung – so weit, so erwartbar. Interessant ist das auch Ergebnis eines Teils der Studien, in dem Journalisten einfache Rechercheaufgaben online lösen mussten. Hier schnitten erstaunlicherweise ältere Kollegen mit mehr Berufserfahrung besser ab, als die jüngeren mit weniger Berufserfahrung. Im Durchschnitt waren beiden Gruppen zusammen aber nur Durchschnitt.

    Das Erfolgsgeheimnis der Älteren: Ergebnisse lesen und mit den gewonnenen Inhalten die eigene Suchanfrage zu verbessern. Hab ich doch schon immer empfohlen.

    Wohltuend auf dem Podium, das gerade die Ergebnissse der Studie diskutiert, fällt Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel auf. Zum einen weist er darauf hin, dass durch die Möglichekeiten der Onlinerecherche vermutlich mehr Überprüfungsrecherchen denn je stattfinden; zum anderen gab es ja Fakes und Falschmeldungen schon lange vor Beginn des Onlinezeitalters.

    Soweit mal zur Tagung, mehr folgt im Laufe des Nachmittags.

    Hier noch ein paar in den Raum zu werfende Thesen zum Thema:

    Nicht alles, was in der Wikipedia steht, ist falsch oder auch nur fragwürdig.

    Professor Schneider von der LFM empfiehlt, die Trefferzahl durch die Verwendung des Operators „UND“ um den Faktor 1 hoch 9 zu minimieren. RTL-Peter-Klöppel weist darauf hin, dass 1 hoch 9 auch nur eins sei. Das ist doch ne Supermethode, die in der Studie gar nicht vorkommt: Mitdenken.

    Während alle immer darauf hinweisen, dass Google keine unabhängige Suchmaschine sei und die Trefferlisten natürlich das Ergebnis einer Filterung sind, hat mir noch keiner erklärt, was man denn nun besser machen solle oder wo google für den journalistischen Alltag verzerrte Ergebnisse liefert.

    Erstaunliches Teilergebnis: Die Suche von Kontaktdaten ist der Haupteinsatzzweck der Internetrecherche. Wenn damit gemeint ist, dass tatsächlich Telefonnummern und (Internet-)Adressen online gesucht werden, verwundert mich das.

    Tuesday, June 17th, 2008

    Dem Kress-Report entnehme ich, dass die Times ihr Archiv online frei zugänglich gemacht hat – bis einschliesslich 1985. So what?

    Die meisten deutschen Medien haben gar keine elektronische Datenbasis, um Zeitungen aus den 80er Jahren online zugänglich (und Volltext durchsuchbar!) zu machen. Einzige Ausnahmen etwa unter den bei genios zugänglichen Zeitungsarchiven sind die Wirtschaftswoche (seit 1984) und das Handelsblatt (seit 1986). Doch die Pointe kommt noch.

    Das Online-Archiv der Times ist zwar nur bis zum 31.12.1985 frei zugänglich, dafür sind aber alle Ausgaben dabei und das heißt, Alles seit dem 1.1.1785 (in Worten: siebzehnhundertfünfundachtzig). Mal so eben 200 Jahre!

    Erst die BBC, dann das jetzt. Ach England, Du hast es besser.

    Bericht über den WM-Sieg 1966 in Wembley

    Die Exekution von Marie Antoinette

    Erster Beitrag über „Jack the Ripper“

    Titelseite der ersten Ausgabe vom 1. Januar 1785

    (Ideen zu den Links auch vom Kress-Report übernommen.)
    * die Ergänzuung „vorläufig“ wurde nach dem Kommentar von JMI vorgenommen

  • Journalismus & Recherche » Marcus Lindemann

    Bislang habe ich mich nur gewundert, gestern habe ich das mal (an)recherchiert. Seit Anfang September geistert eine „EU-Studie“ zur Bankenberatung durch die Medien, gestern bin ich in der aktuellen Wirtschaftswoche (Artikel ist nicht online) drüber gestoplpert und habe mal nachgeschlagen, wer da was gemacht hat – denn das Ergebnis 24 von 25 Beratungen seien schlecht, kam mir bekannt vor…

    Mit wenig Aufwand konnte ich dann sehr schnell recherchieren, wie aus einem, wenn auch sehr aufwändigem journalistischem Test (an dem ich am Rande beteiligt war), eine (vermeintlich) „wissenschaftliche Studie“ von „EU-Experten“ wurde.

    Ausgangspunkt:Für eine WISO-Doku hat die freie Journalistin Maja Helmer über die autoren(werk) GmbH & Co.KG (disclaimer: deren Geschäftsführer ich bin) einen Banktest bei 25 Banken sowie vier Finanzdienstleister gemacht – in enger Kooperation mit dem Verbrauchzentrale Bundesverband. Und mit einigem Aufwand: In 5 Städten wurden jeweils 5 Bankfilialen besucht, nach vorheriger Terminvereinbarung und immer mit der gleichen fiktiven persönlichen Situation einer Kundin konfrontiert, die eine Anlageempfehlung suchte.

    In der Süddeutschen ist das zum Beispiel richtig und ausführlich dargestellt – offenbar, weil die Pressemitteilung Anlass für zumindest ein Telefonat mit dem VZBV bzw. dessen Experten war:

    Die Verbraucherschützer simulierten bei ihrem Test immer die selbe Kundin: Eine 55jährige Sekretärin mit einem Nettoeinkommen von 1700 Euro, die bisher nur ein Sparbuch hat, gerade knapp 100.000 Euro erbte und dieses Geld anlegen will.
    Eine Besonderheit: Die vermeintliche Kundin muss einen Kredit für ihre Eigentumswohnung abzahlen und könnte das Erbe verwenden, um diese Schulden schneller zu begleichen. Doch auf diese für sie günstige Möglichkeit wies die Kundin von 25 Bankberatern nur jener von der Volksbank Stuttgart hin, kritisiert Manfred Westphal, Finanzexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Generell habe sich kaum einer der Banker um den finanziellen Hintergrund der Dame gekümmert – aus seiner Sicht die Voraussetzung für eine Beratung, die dem Kunden nützt.

    Das war im Juni, Sendetermin der Doku 29.6. (Video online hier); Sendetermin des Beitrags über das Abschneiden der vier Finanzdienstleister im gleichen Testsetting war der 22.6. (Video hier online)

    Soweit so gut. Schon die Pressemitteilung von VZBV und WISO hat einiges an Presseecho gehabt, unter anderem schaffte er es auf Seite 1 der Berliner Zeitung

    Schon hier zeigt sich, das journalisten Pressemitteilungen nicht nur gerne übernehmen, sondern auch noch um Fehler und Missverständliches anreichern (Das mit dem Abschreiben hatten wir beim gleichen Autor schon mal.):

    So sei es bei einer Stichprobe nur einem von 25 Bankberatern gelungen, den finanziellen Hintergrund eines Kunden auszuleuchten und dann richtig zu beraten, teilte der VZBV der ZDF-Wiso-Redaktion mit.

    (Nebenbei, bevor ich das so formulieren würde, würde ich mir das vom VZBV bestätigen lassen und könnte dann auf die hier irritierende Nennung der WISO-Redaktion verzichten.)

    Schon hier wird das Entstehen dieses Tests falsch dargestellt. Dabei heißt es in der Pressemitteilung des Verrbaucherzentrale Bundesverbandes eindeutig:

    Die Qualität der Bankberatung in Deutschland ist trotz Finanzkrise katastrophal. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Stichprobe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) in Zusammenarbeit mit der ZDF-Redaktion WISO. Demnach gelingt es nur einem von 25 Bankberatern, den finanziellen Hintergrund eines möglichen Kunden auszuleuchten und dann auch richtig zu beraten.

    Das wird von zahlreichen anderen Medien dann auch richtig gemeldet, so zum Beispiel (in wahlloser Reihenfolge der Google-Trefferliste) von der Bild, der Financial Times Deutschland, vom SWR und rp-online.

    Ein schöner Erfolg für den WISO Test. Doch jetzt nimmt die Geschichte einen obskuren Verlauf:

    Die EU-Kommission beschäftigt sich mit dem Thema Bankdienstleistungen und gibt ein „working document“ heraus. In diesem heißt es – vollkommen zutreffend:

    In one survey where 25 German bank advisors
    were approached in a mystery shopping exercise, 24 of these provided unsuitable advice.

    Die Fußnote verweist auf die Pressemitteilung des VZBV.

    Aus diesem „working document“ wird dann schnell eine EU-Studie, die keiner mehr gelesen hat.
    In der Rede der EU-Kommissarin Meglena Kuneva heißt es noch:

    In Germany , researchers posing as consumers approached 25 German bank advisors and received unsuitable advice in 24 out of the 25 cases.

    Die Pressemitteilung verweist auf die Studie als Ganzes und verweist nicht auf das Bankberatungsexperiment.
    Aus den „researchers“ werden nun von den (ab)schreibenden Kollegen „EU-Experten“ gemacht.

    Und so schreiben die Zeitungen:

    In Deutschland hätten als Kunden getarnte EU-Experten (sic! mal) in 24 von 25 Fällen „unzureichende Beratung“ bekommen. (Berliner Zeitung

    Deren (sic! mal) Experten gaben sich zum Test als Sekretärin aus, die 100 000 Euro geerbt hatte und nun nach optimalen Anlageformen suchte. In 24 von 25 Gesprächen sei die Beratung „inadäquat“ ausgefallen. (Saarbrücker Zeitung)

    Aus den „researchers“, die Frau Kuneva noch zurecht so nannte, da es im Englsichen ja abseits der wissenschaftlichen Researcher auch noch journalistische gibt oder solche, die Firmeninformationen zusammentragen macht dann der VZBV in seinem EU-Newsletter „Wissenschaftler“ – vermutlich
    ohne zu wissen, dass es die eigene Stichprobe ist: „So habe eine Untersuchung von als Kunden getarnten Wissenschaftlern in Deutschland ergeben, dass die Berater in 24 von 25 Banken ungeeigneten Rat gaben. “

    Das ist kurios. Schlimm ist, das viele Kollegen diesen journalistischen Test nun als EU-Studie bezeichnen und der nun überall auftaucht.
    (Viele Belege hierfür sind leider nicht mehr online.)