Ich habe ja schon über den amüsanten Auftritt von Thomas Leif bei der Vorstellung einer Studie über Internet-Recherche geschrieben und ihm hier widersprochen. Kurz gesagt geht es um die Frage, ob die Nutzung des Internets schuld an bestimmten journalistischen Fehlleistungen ist oder nicht. Das gleichzeitige Auftreten von zwei Phänomenen bedingt ja noch keine Kausalität.
Wie schon in der Einleitung zum Medienkodex geben Leif & Co. dem Internet die Schuld.
„Neue Technologien und zunehmender ökonomischer Druck gefährden den Journalismus.“
Ich sehe das anders und glaube, dass Journalisten schon immer selbstreferentiell waren, das Internet macht das natürlich leichter. Zugespitzt würde ich sagen, dass Faulheit, Eitelkeit und pseudo-Zwänge der Branche jeweils eine größere Rolle als Ursachen für Recherche-Fehlleistungen darstellen als das Internet.
Sehr schön kommt diese Kontroverse im Deutschlandfunk-Beitrag von David Goeßmann raus:
„(…) Für Thomas Leif von netzwerk recherche sind die Ergebnisse der Studie alarmierend. Er fordert eine Zuspitzung der Debatte.
„Journalisten beziehen sich immer mehr auf bereits von anderen Journalisten hergestelltes Material. Sie bearbeiten Informationen, die von außen zu ihnen gehen. Aber sie organisieren immer weniger eigene Geschichten, eigene Stories, und vor allem orginelle eigenwertige Recherchen. So dass es die Tendenz gibt, dass recycelt wird und man sich immer mehr aufeinander bezieht und nicht auf das was wirklich ist.“
Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegels, hält die Studie demgegenüber für überzogen. Dass durch den Rückgriff auf das Internet der Gegencheck seltener stattfinde, hält Maroldt für nicht bewiesen.
„Früher ohne Online hats das genauso gegeben. Wurde genauso Quellen geglaubt. Vielleicht wurde sogar Quellen noch eher direkt geglaubt. Und durch die Möglichkeit über Google einen schnellen Gegencheck zu machen, ist man vielleicht eher in der Lage schnell zu überprüfen, ist das denn plausibel, was mir da einer erzählt. Ich glaube, dass Problem wird da von der falschen Seite beschrieben.““
Der Position Maroldts ist erstmal nichts hinzuzufügen.

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