David, früher freier Journalist und heute Korrespondent des Wall Street Journal Europe, erzählt, dass er bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung war, Kenntnisse hatte und gerne „gefummelt“ habe. CAR in seinem Verständnis praktiziert er seit den 80er Jahren. Als er dann etwa mit einer Stasi-Recherche begonnen hat, sei das sehr hilfreich gewesen.

„Heimatkunde – die unendlich lange Liste ehemaliger Stasi-Objekte“, war eine Recherche, die als Sonderausgabe der taz erschienen ist. Schöne Anekdote dazu: er freute sich, dass er Daten auf Disketten gefunden hatte, und sehr enttäuscht, als er feststellte, dass sie verschlüsselt waren. Beim Chaos Computer Club in Hamburg habe man dann zehn Minuten gebraucht, um sie zu entschlüsseln.
Heute recherchiert David zum Thema Terrorismus. Dabei gebe es zwei große Probleme: erstens stehen wenige Informationen zur Verfügung. Zweitens sind alle Beteiligten sehr schnell bereit zu klagen. Daher müssen alle Geschichten gerichtsfest belegt sein. Das versucht er dadurch zu erreichen, dass beinahe sämtliche Daten gescannt und gespeichert werden. Das Wall Street Journal leistet es sich, diese Daten von Dienstleistern aufbereiten zu lassen.
Als in Deutschland ein Teil der Ermittlungsakten zum Attentat vom 11. September für Nebenkläger geöffnet wurde, ist David durch Beziehungen zu ihnen in den Besitz von fast 100 Aktenordnern bekommen. Er sei wahrscheinlich bis heute der einzige, der diese Daten hat.
David erzäht nicht, wie er jeweils an die Daten gekommen ist; das sei bei jeder Recherche anders und hat mit dem Einsatz von Computern in seiner Arbeit nichts zu tun. Aber er demonstriert, dass er beinahe alle Dokumente als Scans in seiner Datenbank gespeichert und aufbereitet hat. So konnte er feststellen, dass bei einem bestimmten Verdächtigen (den Namen habe ich nicht verstanden), der in Düsseldorf angeklagt war, seinen Arbeitsvertrag bereits gespeichert hatte. Beim Datenbankabgleich konnte er Kollegen finden, die mit ihm zusammen gearbeitet hat, die er dann interviewen konnte. Nicht als Verdächtige, sondern als Zeugen.

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