Zugegeben, die Nachricht hat mich betroffen gemacht: 18 Menschen sind am 8. Oktober 2008 morgens in Nepal ums Leben gekommen. Ich kenne den Ort, bin selbst auf dem Flughafen gelandet und mir war sofort klar, was die Menschen dort wollten: Bersteigen oder Wandern.
Damit war ich zweilfsohne besser informiert als der ARD-Korrespondent in Delhi. Der schaffte es nämlich in seinem Bericht, der im ARD-Hörfunk rauf und runter lief, gleich mindestens zwei Fehler zu machen:
– Die Landebahn ist nicht abschüssig, sondern ansteigend – was die Landung begünstigen soll.
– Lukla ist nicht 300 Kilometer von Kathmandu entfernt, sondern nur rund 140 (ermittelt mit dem Lineal von google earth).
Ob man bei 60 Kilometer noch von „nah am Mount Everest“ sprechen kann, lasse ich mal offen. Auch in anderen Punkten wie der Anzahl der nepalesischen Airlines und deren Sicherheitsstandards darf man nicht behaupten, dass die ARD da noch Spekulationen Informationen verbreitet. Das gilt übrigens auch für andere Medien an diesem Tag.
Warum muss man es sich als Leser gefallen lassen, dass die Zahl der Starts und Landungen wie der Insassen der Maschinen grob geschätzt werden, wenn doch die Flugpläne und die Kapazitäten der Maschinen leicht zu recherchieren sind?
Beide Fehler hätte man (mit etwas Können) in einer Viertelstunde finden können – abgesehen davon, dass ich tatsächlich vor Jahren mal dort war, sind mir die Fehler vor allem aufgefallen, weil ich Meldungen aus verschiedenen Quellen Medien miteinander verglichen habe – die widersprachen sich und für alle Punkte lassen sich gute Quellen im Netz finden.
Die neueren Meldungen von Tagesschau.de enthalten die Fehler nicht mehr. Die Entfernung zwischen Lukla und Kathmandu wird gar nicht mehr genannt. Die Landebahn aber ist nun ansteigend und nicht mehr abschüssig. (Fragen Sie mich nicht, wie ich nun formulieren würde, wenn von der Start- und Landebahn die Rede wäre – denn es ist ja nur eine Betonpiste von rund 500 Metern Länge (Ich übernehme hier nicht die vermeintlich präzise Länge von 527 Metern, da diese nicht mit der daneben genannten Länge von 1600 Fuß (rund 488 Meter) korrespondiert und die Quelle unklar ist.)
Mehr zu anderen, zumindest unpräzisen Infos und zu den Dingen, die ein Netz-Korrespondent für die ARD hätte finden können, demnächst hier in einem Nachtrag. Beide Fehler sind dem Anschein nach aus Meldungen von ap und dpa übernommen worden – denn auch andere Medien, die sich auf genau diese Quellen berufen, haben die 300 Kilometer gemeldet.
Was mich besonders ärgert ist, dass man Korrespondenten zum Vorlesen von Agenturmeldungen ans Mikro schickt statt ihnen eine Stunde Zeit zu lassen. In der Stunde hätte man mehr Infos zusammen tragen können als sämtliche anderen Medien bis mittags recherchiert von anderen abgeschrieben hatten. Den meisten Journalisten ist klar, dass die Korrespondenten nicht vor Ort sind und von den Agenturmeldungen leben – aber der Gebührenzahler wird sich ärgern. Zurecht. Es wäre redlicher, die Korrespondenten nur dann vor die Kamera und ans Mikrofon zu lassen, wenn Sie wirklich etwas zu berichichten haben. Wenn es nur der Stand der Agenturmeldungen ist, soll es doch die Heimatredaktion machen. Im Namen der Glaubwürdigkeit.
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