Andreas Kopietz bezichtigt sich selbst und bekennt in der Berliner Zeitung, in der Wikipedia Schmu gemacht zu haben: Seine Behauptung, die Karl-Marx-Allee in Berlin-Friedrichshain habe in DDR-Zeiten den Kosenamen „Stalins Badezimmer“ gehabt, überstand gar einen Löschversuch durch ihn selbst, nachdem sie vorher munter verbreitet wurde.
Hal Faber bringt die Geschichte auf den Punkt: „Hoffentlich ermuntert sie Journalisten, beim „Fact-Checking“ niemals Wikipedia allein zu vertrauen.“

7 Comments

  1. Wie Sie m.E. richtig darstellen, ist die Verbreitung falscher Informationen nicht nur ein Problem der Wikipedia. Vor allem die Möglichkeit der schnellen Verbreitung von Nachrichten und Informationen im Web 2.0 zeigt das viel deutlicher als die langsameren Kulturtechniken. Gerade deshalb halte ich es für wichtig, die Wikipedia-Autoren in ihren Bemühungen um belegte Informationen zu unterstützen.

  2. Ich finde es seltsam, daß die Diskussion über diesen „Scherz“ fast überall ausblendet, was eigentlich am Anfang der Geschichte steht: Vandalismus. „Absichtliches Verfälschen von Informationen“ (ebenda) behindert und beeinträchtigt die Arbeit der ehrenamtlichen Autoren der Wikipedia, die sich um die Verbreitung freien Wissens bemühen. Wenn dies auch noch Journalisten tun, die für ihre Arbeit bezahlt werden, dann bekommt das ganze eine ziemlich herbe Note. In meinem Blog habe ich das ganze Schmutzige Wäsche in „Stalins Badezimmer“ genannt.

    • Moin, verehrter Thomas Tunsch,
      ich stimme Ihnen zu, dass es ich bei „Stalins Badezimmer“ um einen Akt des Vandalismus handelt. Als solchen kann man ihn verurteilen.
      Das trifft aber meines Erachtens nicht den Punkt: „Stalins Badezimmer“ ist ein Musterbeispiel für Gefahren oder Untiefen der Wikipedia, die auf zweierlei fusst:
      Erstens der Leichtigkeit des Änderns von Wikipedia-Inhalten (auch Vandalismus).
      Und zweitens der unreflektierte Nutzung dessen, was da geschrieben steht (vulgo: der geist- und kritiklosen Abschreiberei).
      „Stalins Badezimmer“ zeigt für mich, wie leicht Sachen, die einmal in Wikipedia auftauchen, von anderen übernommen und dann für seriös gehalten werden. Und die Geschichte sehe ich, gerade weil der Urheber sich dazu in einem Medium bekannt hat, als wichtiges Beispiel an. Für die Zeitschrift message habe ich gerade ein Stück über Public Relations (PR) und Journalismus im „Web 2.0“ geschrieben („Sockenpuppen auf Kunstrasen“). Dafür habe ich auch mal angesehen, wie viel PR-Schönschreiberei man in entsprechenden Wikipedia-Artikeln findet. Das netzwerk recherche hatte jüngst eine Fachkonferenz zu dem Thema (PR und Journalismus – zwischen Konfrontation und Kooperation). Mein Fazit: Lange suchen muss man danach nicht, die Beispiele fallen einem zu wie reife Äpfel vom Baum. Solcher Vandalismus, der ein klares Interesse an der Verbreitung falscher Informationen hat, ist viel gefährlicher und verbreiteter.

  3. Naja, grundsätzlich sind ja alle Medien in dieser Form manipulierbar. Das liegt wohl nicht an Wikipedia alleine. Man muss also die Klaviatur nutzen, wenn man sicher gehen will.

  4. „Hoffentlich ermuntert sie Journalisten, beim „Fact-Checking“ niemals Wikipedia allein zu vertrauen.“
    Das ist der falsche Punkt. Die Wikipedia ist keine Quelle und kann deswegen schon nicht alleine zum Fact-checking verwendet werden – Ausnahme sind Geschichten über die Wikipedia.
    Die Wikipedia kann helfen, Quellen zu finden, etwa über die einzelnachweise oder im Text zu findende Suchbegriffe. Sollte die Wikipedia, etwa mangels Alternativen, tatsächlich verwendet werden, muss sie zwingend als Quelle genannt werden (fordere ich generell bei Ein-Quellen-Geschichten). Zuvor würde ich aber zumindest noch den Autor des Wikipedia-Textes nach seinen Quellen fragen – das ist ein Mindestmass an Quellenprüfung.

  5. Geil! Da sieht man mal, wie leicht Wiki zu manipulieren ist. Und der ganze Schmuh wird dann munter von Möchtegern-Journalisten im Netz verbreitet.

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